Altersdiskriminierung bei der Bewerbung – Eine unterbliebene Einladung zum Bewerbungsgespräch kann auch dann eine unzulässige Benachteiligung darstellen, wenn die Stelle durch keinen Bewerber besetzt worden ist

BAG, Urteil vom 23.8.2012 – 8 AZR 285/11

Dem Urteil liegt folgender Sachverhalt zugrunde:
Die Beklagte suchte über eine Stellenanzeige zwei freiberufliche Mitarbeiter zwischen 25 und 35 Jahren. Der 53-jährige Kläger bewarb sich auf diese Stellenanzeige, erhielt jedoch kein Vorstellungsgespräch. Nachdem die Beklagte zumindest einen Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hatte, sah sie letztlich von einer Einstellung von Mitarbeitern ab.
Die Parteien streiten über einen Entschädigungsanspruch, den der Kläger geltend macht, weil er sich wegen seines Alters benachteiligt sieht.
Die Beklagte bestreitet, den Kläger wegen dessen Alter benachteiligt zu haben. Dieser habe in der ihr vorgelegten Projekthistorie lediglich sieben Monate Projekterfahrung mit der erforderlichen Software vorweisen können. Andere Bewerber hätten mehr Erfahrung als der Kläger gehabt.

Aufgabe der Surrogatstheorie bei der Urlaubsabgeltung

BAG, Urteil vom 19.6.2012 – 9 AZR 652/10

Dem Urteil liegt folgender Sachverhalt zugrunde:
Der Kläger war bei dem Beklagten vom 15.1.2008 bis zum 31.7.2008 als “Operation-Manager” angestellt. Urlaub war dem Kläger in dieser Zeit nicht gewährt worden. Er verlangte deshalb mit Schreiben vom 6.1.2009 vom Beklagten die Abgeltung von 16 Urlaubstagen aus dem Jahr 2008. Dies lehnte der Beklagte ab.

Das BAG gab der Klage statt.

Eine Lehrerin verletzt erheblich ihre arbeitsvertraglichen Pflichten, wenn sie Schülern die Münder mit Tesafilm verklebt – eine ordentliche, verhaltensbedingte Kündigung ist deshalb wirksam

BAG, Urteil vom 19.04.2012 – 2 AZR 156/11

Dem Urteil liegt folgender Sachverhalt zugrunde:
Die Parteien streiten über die Wirksamkeit einer ordentlichen, verhaltensbedingten Kündigung.
Die Klägerin ist seit 1.7.1991 beim beklagten Land als Lehrerin angestellt. Im Februar 2009 teilten Eltern von Schülern mit, die Klägerin habe zwei Schülern den Mund mit Tesafilm verklebt, nachdem diese den Unterricht gestört haben sollen.
Die beiden Schüler bestätigten die Vorwürfe in Anwesenheit einer Schulpsychologin.
Das beklagte Land kündigte das Arbeitsverhältnis der Parteien ordentlich zum 31.12.2009.
Im Rahmen der rechtzeitig erhoben Klage bestreitet die Klägerin die Vorwürfe. Sie habe beiden Schülern lediglich scherzhaft Tesafilmstreifen auf deren Backen geklebt. Damit seien die Schüler einverstanden gewesen. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen oder entwürdigende Maßnahmen habe es nicht gegeben.

Der garantierte Anteil der Sparkassensonderzahlung ist keine “Weihnachtsvergütung” und deshalb kein pfändbarer Bezug nach § 850a Nr. 4 ZPO

BAG, Urteil vom 14.3.2012 – 10 AZR 778/10

Dem Urteil liegt folgender Sachverhalt zugrunde:
Die Klägerin ist für die Beklagte als Teilzeitkraft tätig. Auf das Arbeitsverhältnis der Parteien findet der TVöD einschließlich seines Besonderen Teils Sparkassen (TVöD BT-S) Anwendung. Die Klägerin bezog im November 2008 ein Grundgehalt nebst Zulagen in Höhe von 1598,00 € brutto sowie den garantierten Anteil der Sparkassensonderzahlung (SSZ) nach § 44 TVöD BT-S in Höhe von 1277,34 € brutto. Von dem sich errechneten Nettobetrag zahlte die Beklagte auf einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss 447,05 € an einen Gläubiger aus.

Bei der Vergabe von Parkberechtigungen hat der Betriebsrat ein Mitbestimmungsrecht – es geht bei der Zuweisung der Stellplätze um die mitbestimmungspflichtige Ordnung des Betriebes sowie das Verhalten der Arbeitnehmer im Betrieb (§ 87 I Nr. 1 BetrVG)

BAG, Beschluss vom 07.02.2012 – 1 ABR 63/10

Im vorliegenden Fall ging es um die Zuteilung von Parkberechtigungen innerhalb des Sicherheitsbereichs des Flughafens Köln/Bonn. Der Betriebsrat verklagte den Arbeitgeber darauf, die vorgenommene Zuteilung der Parkplätze innerhalb des Sicherheitsbereichs rückgängig zu machen, weil ein Verstoß gegen das Mitbestimmungsrecht gegeben war. Außerdem wurde der Arbeitgeber auf Unterlassung in Anspruch genommen. In der Zukunft habe eine einseitige Zuweisung der Parkplätze ohne die Beteiligung des Betriebsrats zu unterbleiben.